Teil 1
Wir befinden uns auf dem Weg zur Tankstelle und ich überlege krampfhaft, wie ich mich der zugelaufenen Alma wieder elegant entledige, als ein großer pinkfarbener Geländewagen scharf bremsend neben uns stoppt. Der Fahrer, mit ähnlichen Dimensionen wie der Wagen, steigt aus und kommt hastig auf uns zu: »Darling, es war nicht so gemeint. Wirklich Natascha. Komm, steig ein und alles wird wieder gut. Ehrlich.«
Alma, Natascha? Die Dame scheint ein wechselhaftes Wesen zu besitzen. Ich bin jedenfalls überrascht, wie schnell sich manche Probleme von ganz allein erledigen. Das sieht Alma aber offenbar anders: »Nein! Diesmal ist es endgültig vorbei!«
Die Situation fängt ganz sachte an aus dem Ruder zu laufen. Dieser Typ, der eigentlich kein Schrank mehr ist, eher eine massive Eichen-Schrankwand auf zwei Beinen, baut sich vor Alma auf und fleht: »Natascha, bitte. Du hast die Situation mit Candy total falsch verstanden. Ein Irrtum.« Alma, Natascha, oder wer auch immer, bleibt standhaft: »Du hast mich enttäuscht Mike. Ich dachte, du magst mich wirklich und zwischen uns wäre es anders als mit den anderen Mädchen.«
»Jetzt komm, mach keinen Stress und steig sofort in das Auto!« Mike versucht seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen und greift Alma dabei grob an den Arm. Ich fahre dazwischen: »Einen Moment, du hast doch gehört was Alma gesagt hat.« Ich muss völlig verrückt sein, mich in dieses zwanglose Gespräch von ›Susi und Strolch‹ einzumischen. Das sieht Mike wohl ähnlich und fragt nur kurz und knapp: »Wer ist Alma und wer iss'n überhaupt die Fußmatte da?«
Die Katastrophe ist in Sichtweite und rast in sieben Meilen Stiefeln geradewegs auf mich zu. Während ich noch analysiere, wie ich die Gesamtsituation und erhitzten Emotionen aller Teilnehmer, psychologisch am geschicktesten entschärfen könnte, kippt Alma zur Sicherheit noch einen Eimer Benzin in das ohnehin lichterloh brennende Inferno: Sie legt zärtlich ihren Kopf auf meine Schulter und säuselt »Ich gehe jetzt mit David!«
Womit sie zweifellos recht hat. Leider verschweigt sie, dass wir zwar zusammen gehen, aber nur bis zur Tankstelle! Mike, ein Mann der Tat, unterbricht meine sinnlosen Gedanken und rammt sein Knie mit der Kraft einer Dampflokomotive in meine Genitalien. Ich knicke ein und falle, ungünstigerweise, mit dem Kinn auf seine mir mit großer Geschwindigkeit entgegenkommende Faust. Nach dem Einschlag des Meteoriten taumle ich unendliche Sekunden, zeitlupenartig und unkontrolliert auf dem Gehweg herum und sacke schließlich ungebremst, mit dem Gesicht voran, zu Boden.
Ein zweites Mal wird es dunkel, an diesem noch jungen Abend.
[...]
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vor 17 Stunden
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