[...]
Ich komme aber nicht weit, denn schon höre ich von hinten: »Hallo, hallo sie!?« Ich überlege noch, ob ich mich diesmal einfach taub stellen soll, da vernehme ich, wie die Aufforderung energischer wird: »Verdammt, jetzt warte doch mal. Ich bin nicht so schnell!« Die Stimme ist mir mittlerweile schon fast vertraut und bleibe also stehen. Sie kommt näher: »Na endlich! Dieses Hinterherhetzen habe ich langsam wirklich über.«
Ich drehe mich herum und diese ›Person‹ steht mir wieder gegenüber. Sie wühlt in ihrer Handtasche: »Wo ist denn jetzt dieses dämliche Feuerzeug schon wieder?« Ich fische meines aus meiner Hosentasche und halte es ihr entflammt hin. »Ah, toll. Danke, das ist lieb.« Sie zündet sich die Zigarette an.
Im Licht des Feuerzeugs lässt sich ihr Gesicht recht gut erkennen. Nicht hübsch, nicht hässlich, etwas verlebt vielleicht. Sie wirft ihren Kopf nach hinten und pustet den Rauch geräuschvoll aus: »Und, was machen wir jetzt?«
»Wie, was machen wir jetzt?« Ich bin sichtlich verblüfft.
»Na, wo gehen wir hin? Ach, ich doofe, habe ich mich eigentlich schon vorgestellt? Hallo, ich bin Alma.« Sie streckt mir ihre Hand entgegen.
Ihr völlig unpassender Name lässt mich stutzen. »David« sage ich irritiert kurz und knapp und gebe ihr die Hand.
»Hallo David. Also, was machen wir jetzt?«
»Wie kommst du darauf, dass wir jetzt was machen?« Ich betone das ›wir‹ überdeutlich. »Ich weiß ja nicht was du machst, aber ich bin auf dem Weg zur Tankstelle.«
Sie lächelt verschmitzt: »Ohne Auto?«
»Etwas Naschzeug kaufen wenn es beliebt. Das lässt sich auch ohne Auto gerade noch bewerkstelligen.«
»Gut, dann komm ich mit.« Sprach's und geht ein Stück voraus. Als sie bemerkt, dass ich nicht folge, verharrt sie in ihrer Bewegung und wedelt mit ihren Händen: »Jetzt komm schon und trödel da nicht herum David.«
Ein Pärchen geht an uns vorüber und beide lachen. Der Mann echot: »Jetzt geh schon und trödel nicht herum David.« Noch bevor ich überhaupt eine Chance habe, darauf angemessen zu reagieren, legt Alma los: »Was mischst du dich denn da ein, du Arsch!?« Das Pärchen sucht ihren Gang beschleunigend und Kopf einziehend das Weite. Ich stehe mit offenen Mund fassungslos auf dem Gehweg.
Alma kommt zurück und lächelt lieblich: »Herzchen, man darf sich nicht alles gefallen lassen.«
Ich kann gerade noch »Danke für den Tipp« brummen, da hakt sie sich ein und zieht gleich in die Richtung, wo sie die Tankstelle vermutet.
»Zur Tankstelle geht es aber hier lang.« Sage ich immer noch unter dem Eindruck des eben erlebten und deute in eine andere Richtung.
»Ach wirklich?« Sie schaut um sich und versucht sich zu orientieren. Dabei kneift sie ihre Augen zu kleinen Sehschlitzen zusammen und blickt in die Ferne. Es scheint aber nicht zu helfen, denn sie resigniert: »Na gut, du bist der Chef.« Ich erwidere: »Gut, das das geklärt ist.« Obwohl ich selbst irgendwie nicht so recht daran glauben kann.
[...]
Teil 2
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