Gestern habe ich eine Geschichte gehört, die empfinde ich als sehr befremdlich.
Es gab mal einen Mann, der besaß einen Koffer. Dieser Mann, mit Namen Pierre Levy, gehörte zu den 76.000 französischen deportierten Juden, die zwischen 1943 und 1944 in Auschwitz ermordet wurden. Alles was von dieser letzten ›Reise‹ des Pierre Levy übrig blieb, ist ein halber Koffer mit seinem Namensschild.
Jahre später wanderte dieser Koffer in den Besitz der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Im letzten Jahr ging dieser Koffer wieder auf eine Reise, zurück nach Frankreich in Pierre Levys Heimatstadt Paris. Dort wurde dieser Koffer in einem Museum mit anderen Erinnerungsgegenständen des Holocausts ausgestellt. Eines Tages, entdeckte der Sohn von Pierre Levy diesen Koffer in der besagten Ausstellung.
Der Sohn nahm Kontakt mit der Museumsführung auf, weil er diesen Koffer, als gesetzmäßiger Erbe, in seinen persönlichen Besitz überführen und mit nach Hause nehmen wollte. Für den Sohn wäre es undenkbar und kaum zu ertragen, wenn der Koffer seines ermordeten Vaters erneut eine Reise von Paris nach Auschwitz antreten müsste.
Der Leiter des Museums konnte den Sohn Pierre Levys davon überzeugen, dass es der geschichtlichen Erinnerung dienlicher wäre, diesen Koffer in der Pariser Ausstellung zwar als Dauerleihgabe, aber weiterhin im Besitz der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zu belassen. Das Museum nahm Kontakt mit der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau auf, um den Koffer als Dauerleihgabe für das Pariser Museum zu gewinnen.
Die Leitung der Gedenkstätte verlängerte die Leihfrist des Koffers von Pierre Levy um weitere sechs Monate, verweigerte aber die Zustimmung zum Vorschlag, diesen Koffer als Dauerleihgabe in Levys Heimatstadt Paris zu belassen mit der Begründung, wenn dieses Beispiel Schule machen würde, weitere Nachfahren der deportierten Juden auf die Idee kommen könnten, die verbliebenen Gegenstände ihrer Vorfahren zurück zu fordern.
Derweil hat die französische Justiz Levys Koffer beschlagnahmt, bis eine endgültige gerichtliche Entscheidung darüber befindet, ob Pierre Levys Koffer nochmals eine Reise nach Auschwitz antreten muss.
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1 Kommentar:
Autsch... zeugt nicht gerade vom berühmten Fingerspitzengefühl...
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