16.8.06

Flakhelfer Günther Grass (UPDATE)

Huch, da isses auch schon, das Buch, vom Günther, der Gra-SS. Man soll das Eisen eben schmieden, solange es heiss ist. Weiter unten gibt es aktuelle Links zum Thema 'Zwiebeln, Flakhelfer, Grass und Tränen' (16.08.06)

Es gibt einiges, was mich an der obstrusen Waffen-SS Geschichte des Flakhelfers Günter Grass stört. Jemand der sich über Jahrzehnte als Moralapostel und Gewissen des Nachkriegsdeutschland darstellt, landet mit einem eigentlich recht belanglosen 'Geständnis', aber optimal ins ausgehende Sommerloch platziert, den PR-Coup des Jahres 2006. Und mit Beteiligung der FAZ bzw. Frank Schirrmachers, kann Flakhelfer Grass sich der wohlwollenden Unterstützung durch Spiegel bzw. Bild-Zeitung gewiß sein. Werbung als redaktionellen Beitrag maskieren, so nenn ich das.

"Ralph Giordano: Es ist gut, dass er das endlich von sich gegeben hat. Es geht ja aus seinen eigenen Äußerungen hervor, wie sehr ihn das belastet hat. Das Bekenntnis ehrt ihn - das ist der Grass, den ich kenne: eine der großen auch moralischen Figuren unseren Zeitalters."
Ralph Giordano - Interview auf WDR.de.

Was ist denn das bitte für eine belastende Seelenpein, kurz vor Veröffentlichung (!) der Grassschen Biographie den ultimativen Aufmacher als 'Geständnis' zu präsentieren, aber über Jahrzehnte sich angeblich nicht zu trauen (?), seine zwei, drei Monate als siebzehnjähriger Soldat der Waffen-SS bekannt zu geben. Zumal dieser Schritt ein leichtes gewesen wäre. Beispiel gefällig?

ZITAT
"In Marienbad erlebte ich den 8. Mai als siebzehnjähriger Dummkopf, der bis zum Schluss an den Endsieg geglaubt hatte."
Günther Grass in einem Zeit-Artikel

Warum nicht:
In Marienbad erlebte ich den 8. Mai als siebzehnjähriger Dummkopf, der bis zum Schluss an den Endsieg geglaubt hatte und sich noch kurz zuvor der Waffen-SS anschloss.

Oder meinetwegen auch etwas ausführlicher:
In Marienbad erlebte ich den 8. Mai als siebzehnjähriger Dummkopf, der bis zum Schluss an den Endsieg geglaubt hatte und sich noch kurz zuvor der Waffen-SS anschloss. Ein letztes Aufbegehren, ein Anstemmen gegen offensichtliche Tatsachen, um ja nicht die indoktrinierten Ziele meiner ganzen Generation in Frage stellen zu müssen.

Dieses 'Geständnis' ist nicht besonders mutig oder gar couragiert, wie manch einer seiner Kollegen es darstellen wollen, sondern so wie es uns präsentiert wird, absolut armselig. Daraus auch noch Kapital schlagen zu wollen ist in meinen Augen sogar ziemlich liederlich.

Der ehemalige Flakhelfer Günter Grass zeigt durch dieses 'Geständnis' einfach nur, wie man Medien für seine Ziele richtig einsetzt und den optimalen Zeitpunkt wählt.

Muss man jetzt seine Bücher neu lesen? Nein. Aber seine Artikel und Interviews sollte man unter Einbeziehung des Wissens um dieses Schauspiel, neu bzw. erneut studieren und interpretieren. In meinen Augen stellt sich Flakhelfer Günter Grass mit dieser Luftnummer selbst ein Armutszeugnis aus. Auch, wenn es sicherlich finanziell gelungen abgeschmeckt sein wird. Denn, dass seine Biographie kein Erfolg wird, kann doch jetzt erst recht ausgeschlossen werden, oder?

My 2 cents

LINKS
- Die Zeit: Das Geständnis-Event
- Google-News: Günter Grass


U P D A T E [16.08.06]

ZITAT
"Der Göttinger Steidl Verlag zog den ursprünglich für den 1. September geplanten Verkaufsbeginn der Kindheits- und Jugend-Autobiografie "Beim Häuten der Zwiebel" vor."
Quelle: NTV: Das Häuten beginnt.

LINKS
- nTV: Das Häuten beginnt.
- FAZ.net: Günter Grass über seine Zeit bei der Waffen-SS
- Die Zeit: Und Grass wundert sich
- Die Zeit: Debatte um Grass hält an

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

naja, und dies hier auch noch..

http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/medien/tv/347280

Vom Marketing aus gesehen, recht "clever"..